„Don Granit“ zahlte in der Essener Eissporthalle Lehrgeld:

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Bis zu „Don King“ ist es noch ein weiter Weg… Quantität: 14 Fights im Profiboxen, Amateurboxen und K1 vor ziemlich leeren Rängen Qualität: Alle kämpften um ihre Existenz, aber nur wenige boxten nach Lehrbuch

„Ich lasse mich wegen der geringen Zuschauerresonanz nicht entmutigen! Natürlich mache ich weiter und habe bei diesem Event viel gelernt…“ Granit Shala, der aus dem Kosovo stammende Essener Gastronom, mit 27 Jahren einer der jüngsten Boxpromoter Europas, lässt sich nicht unterkriegen. Zwar hat er erkannt, dass es noch ein weiter Weg ist, um so berühmt zu werden wie Don King aus den USA,  aber der „kleiine Don“ aus Essen will dem Idol weiter nacheifern.

Bei der Boxnacht in Essen – im Mittelpunkt die Weltmeisterschaft der Frauen im Federgewicht – gab es finanziell einen dicken Crash. An die 2000 Fans erwartete Shala, etwa 300 kamen, 1200 wären kostendeckend gewesen. Jetzt müssen Granit Shala und seine Brüder weiter fleißig Pizza und Pasta verkaufen, um das Minus auszugleichen. Den Schuldigen an der Fanmisere fand man schnell: Terminüberschneidung mit dem DFB-Pokalfinale in Berlin und der TV-Übertragung und – wie immer – das Wetter. Mal zu kalt, mal zu heiß, mal zu windig, mal zu nass oder zu trocken. Bei Petrus, dem Wettergott, wird immer die Schuld gesucht und der kann´s nicht jedem recht machen.

Dabei hätte dieses Box- und Kampfsport-Event mehr Zuschauer verdient gehabt. Denn das, was den Moskitos Essen, die in dieser Eissporthalle ihr Meisterschaftsprogramm absolvieren, oft fehlte, war die Kampfkraft, der unbedingte Siegeswillen. Und den gab es in den 14 Kämpfen im Profiboxen, Amateurboxen nach den Regeln der GBC, Einlagen im K1 (nichts anderes als härtester Käfigfight ohne Käfig) reichlich. Selbst die Rahmenkämpfer fighteten, als ginge es um den Welttitel, da wurde kein Zentimeter Ringboden freiwillig dem Kontrahenten überlassen.

Apropos Weltmeisterschaften: Die 26jährige fünffache Weltmeisterin aus Warendorf, Elina Tissen, verteidigte in einem technisch und kämpferisch herausragenden Fight mit dem ersten Gong nach Mitternacht, die Gürtel von drei Weltverbänden klar nach Punkten. Dank gebührt der 37jährigen Herausforderin aus Österreich, Doris Köhler, die als Interkontinental-Champion und amtierende Kickbox-Weltmeisterin alles riskierte, um, wie sie sagte „meine letzte Chance auf den WM-Titel zu nutzen…“

Mit einem peinlichen Auftakt, die Technik legte zweimal die Austria-Hymne auf, bevor zu Ehren der Weltmeisterin die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, begann das Spektakel. Dann flogen die Fäuste und die entschlossene und gut vorbereitete Doris Köhler überraschte mit ihrer Angriffslust.

Elina Tissen, deren Kampfname „Elin the Machine“ ist, gab ab Runde zwei den Ton an und machte ihrem Spitznamen alle Ehre. Sie boxte wie aus dem Lehrbuch mit der Präzision und Ausdauer einer Maschine, hatte auf alle wilden Attacken der Gegnerin eine Antwort. Elina konterte hart, griff mit feiner boxerische Technik an, wenn sich eine Lücke bot. Doris Köhler wurde zwei Mal angezählt und hatte zwar die Sympathien gewonnen, den Kampf und damit die Weltmeisterschaft verloren.

Alle Resultate der Boxnacht Essen

Boxen, 63 Kg: Rojat Bilgetekin - Sebastian Bach unentschieden K1,

71 Kg: Ömer Mert - Jan Lambertz unentschieden Boxen,

77 Kg: Christian Bach PS über Mohammed Boxen,

80 Kg: Kerem Yildirim PS über Miroslav Deltschev K1,

65 Kg: Murat techn. K.o.-Sieger 2. Runde über Chris Ferrantino Boxen,

69 Kg: Nico Elischberger PS über Burak Cakir K1,

77 Kg: Agron Meholli TKO-Sieger 3. Rd. über Alexander Hofmann K1,

75 Kg: Alpay Yaman unentschieden gegen Gennadij Kindsfater Boxen,

69 Kg: Mehmet Ece TKO-Sieger 2. Rd. über Ehsan Adibifar Profiboxen,

72,6 Kg Jama Saidi mit Superleistung K.o.-Sieger 2. Rd. über Cheikh Fall K1,

63 Kg: Tomi Fedrau PS über Mohammed Abbud Profiboxen,

63 Kg: Bihes Barakat K.o.-Sieger 1. Runde über Bulut Özcan K1,

86 Kg: Alexander Bolschakow K.o.-Sieger 1. Rd. über Köksal Orduhan

Hauptkampf WM im Federgewicht Elina Tissen PS über Doris Köhler

 

Hubert Wildschütz