Werben auf lokalsportessen.de

Tvg Steele 1863 - Die Vereinsgeschichte

Die Gründung
Zur Turnvereinsgründung kam es erst später, am 5.1.1863, als man im Steeler Lokal
Scheidtmann den "Steeler Turnverein 1863" aus der Taufe hob. Genauere Aufzeichnungen gibt es hierüber jedoch nicht mehr. Nur das Gründungsprotokoll ist geblieben, in dem es u. a. heißt: ". . . dass der Steeler Turnverein als erster patriotischer Verein in Steele dazu berufen sein soll, durch pflege des deutschen Turnens das Streben nach nationaler und einheitlicher Entwicklung unseres Vaterlandes zu fördern".
Einundzwanzig Männer, das waren ein halbes Prozent der damaligen Steeler Bevölkerung waren an der Gründung des Vereins beteiligt.
Um die laufenden Kosten bestreiten zu können, wurden laut Gründungsprotokoll 15 Silbergroschen Eintrittsgeld und 5 Silbergroschen Monatsbeitrag erhoben. Bekannte Steeler Größen wie der Geheime Sanitätsrat Strauß, seine Mitarbeiter Direktor Herzog, und Dr. Aronstein, der Gründer des Steeler Bürgervereins und des Stadtgartens, waren die ersten Unterzeichner des Protokolls. Es waren durchweg Männer die im damaligen öffentlichen Leben in Steele eine Rolle spielten und zum großen Teil auch Heimatgeschichte schrieben. So war also in Steele der erste Turnverein gegründet - und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem eine solche Vereinsgründung im damaligen Deutschland noch eine Seltenheit war. In der näheren Umgebung gab es nur in Essen bereits seit 1859 einen Turnverein, welcher den Steeler Nachbarverein in seinen Gründerjahren tatkräftig unterstützte.
In der zweiten Versammlung wählte der Verein seinen Vorstand, wobei Dr. Strauß den ersten und L. Coers den zweiten Vorsitz übernahmen. Im Februar wurde ein vom Vorstand vorgelegter Statutenentwurf beraten und danach der Behörde zur Genehmigung eingereicht. Die Genehmigung erfolgte einige Zeit später, im März des gleichen Jahres nachdem jedoch vorher noch etliche Schwierigkeiten zu überwinden waren. Jetzt wurde der Turnbetrieb ernstlich aufgenommen und bereits nach kurzer Zeit war die Mitgliederzahl auf 50 Mitglieder angewachsen. Bezeichnend für diese Zeit steht auch das Geräteverzeichnis des Vereins im Gründungsjahr: "Ein Schwengel (Pferd), zwei Recks, drei Barren, ein Springgestell nebst den erforderlichen Matratzen und Kleingeräten." Geturnt wurde zunächst in einem von dem Turnbruder Scheidtmann unentgeltlich zur Verfügung gestellten Zelt. 5 Monate nach der Gründung trat man dem Rheinisch Westfälischen Turnverbande bei. Am nächsten Bundesfest, das im Juni 1863 in Dortmund stattfand, beteiligten sich 26 Turner. Bei diesem Turnfest wurde auch zum ersten Mal die Vereinsfahne gezeigt, eine junge Eiche mit schwarz-rot-goldener Schleife, welche durch ihre beeindruckende Schlichtheit so bestach, dass die Steeler Turner die Spitze des Festzuges übernehmen mussten.
Trotzdem - diese Fahne war später nur noch einmal, und zwar beim Turnfest in Essen zu sehen, denn schon bald wurde der Beschluss gefasst, eine Vereinsfahne anzuschaffen. Eine Sammlung freiwilliger Beiträge hatte einen über Erwarten günstigen Erfolg. Anlässlich des ersten in Steele stattfindenden Turnfestes am 6. September 1863 wurde die neue Fahne, die 65 Taler und 10 Silbergroschen kostete, vom Turnwart, Direktor Herzog, geweiht. Der Verein wuchs und festigte sich und auch das Turnen im Zelt musste bald aufgegeben werden, da die kältere Jahreszeit ein Turnen unmöglich machte. Als Übergang stellte der Wirt Kranz den Turnern für den Winter seinen Saal und später auch für die wärmeren Jahreszeiten seinen Garten an zwei Abenden der Woche zur Verfügung. So war der Turnbetrieb auch für den Winter gesichert. In der Folgezeit fanden neben dem Geräteturnen auch die ,,Freiübungen" besondere Beachtung, nachdem Dr. Aronstein durch Vorträge in der Öffentlichkeit besonders darauf aufmerksam und so auch stark dafür geworben hatte. Er führte das Schülerturnen ein und gab diesem eine entsprechende Turnordnung.

Rückschlag
Der Ausbruch des Krieges 1870/71ließ das Interesse für das Turnen etwas in den Hintergrund treten. Nach Beendigung des Krieges jedoch besann man sich auch im Vereinsgeschehen wieder seiner Ziele und Aufgaben und nahm den Turnbetrieb wieder auf . 1873 bezog man erneut das früher benutzte Kranz'sche Lokal. Nach 2½ jähriger Turnarbeit stellt sich jedoch abermals ein wesentlicher Rückgang ein, der bis gegen 1876 anhielt. Damit verbunden war natürlich auch die finanzielle Verschlechterung des Vereins, was dazu führte, dass auch das Stiftungsfest wegen der geringen Mitgliederzahl und mangelhafter Besuche der Turnabende ausfallen musste.

Wende zum Besseren
Im Jahre 1877 trat dann langsam eine Wende zum Besseren ein, so dass der Turnbetrieb wieder aufgenommen werden konnte und von nun an ein besseres Bild bot.  Am 11. August 1878 veranstaltete der Ruhrgau anlässlich des 100. Geburtstages des "Turnvaters" Jahn eine Turnwanderung von Mülheim über Kettwig, Werden und den Isenberg nach Essen-Steele, wo als Abschluss ein Turnfest stattfand. Die beiden nächsten Jahre, in denen S. Heinemann erster Vorsitzender und M. Coppel erster Turnwart war, standen im Zeichen des kommenden Gaufestes, das im Jahre 1880 auf Betreiben des Turnbruders Fr. Gautzsch hin dem Turnverein Steele zur Ausrichtung übertragen wurde. Aufgrund schlechter Witterungsbedingungen jedoch konnte das Turnen nicht auf den Ruhrwiesen stattfinden und musste im Schaphaus'schen Saale durchgeführt werden. Zwar war dieses Fest finanziell ein Minusgeschäft - man schloss mit einem Fehlbetrag von 500 Mark ab - trotzdem verfehlte es seinen Zweck, das Interesse für die Turnsache zu heben, nicht, was in einem starken Zuwachs an Mitgliedern und in der Gründung einer Kinderabteilung (damals noch ,,Zöglingsabteilung") zum Ausdruck kam.
1882 wurde der bisherige Kassenwart Fr. Gautzsch zum l. Vorsitzenden des Vereins gewählt. Sein größter Verdienst in der frühen Vereinsgeschichte war es, dem Verein zu einer vereinseigenen Turnhalle zu verhelfen und damit die Grundlage für einen gesicherten Turnbetrieb zu schaffen.

1885 - ein eigenes Vereinsheim soll gebaut werden.
Im Herbst 1885 wurde der Entschluss gefasst, sich ein Vereinsheim zu bauen. Die ersten Maßnahmen zur Finanzierung wurden getroffen. Geldmittel erlangte man auch durch Beitragserhöhungen und außerordentliche Veranstaltungen. Viele Vereinsmitglieder spendeten namhafte Beträge. Der Essener, Gelsenkirchener und Kettwiger Turnverein unterstützten als Nachbarn das Vorhaben. Auch der Kreis gewährte einige Zuschüsse und die ,,Stiftung zur Errichtung deutscher Turnstätten" gewährte ein größeres Darlehen und eine bedeutende Schenkung. In diese Zeit fallen zwei Ereignisse, die den Hallenbau für kurze Zeit in den Hintergrund treten ließen. Am 15. Dezember 1887, dem Tage der 25. Wiederkehr der vorbereitenden Versammlung zur Gründung eines Turnvereins wurden die Turnbrüder Dr. Strauß und Fr. Gautzsch zu Ehrenmitgliedern ernannt. Schließlich wurde am 5. Januar l888 das 25. Stiftungsfest im Schaphaus'schen Saale festlich begangen. Während der folgenden Monate stand der Turnhallenneubau wieder im Vordergrund der Vereinsarbeit. Schon war ein ansehnliches Kapital vorhanden, das allerdings zu Bestreitung der Baukosten noch nicht ausreichte. Doch Fr. Gautzsch, die treibende Kraft dieses Unternehmens, ohne den der Hallenbau zu diesem Zeitpunkt undenkbar gewesen wäre, fand immer wieder neue Quellen, die ihm die notwendigen Geldmittel zur Verfügung stellten.
Ein guter Freund Gautzschs, ein Architekt Lücke aus Herne, erklärte sich bereit, die Bauleitung für dieses Projekt kostenlos zu übernehmen. So erfolgte am 12. März 1888 der Grundstückankauf und im Mai dieses Jahres die feierliche Grundsteinlegung. Am 11. November wurde im Beisein des Steeler Bürgermeisters Heider und des Gauturnwarts Heckmann die Einweihung der Turnhalle gefeiert - Gerade richtig zum silbernen Vereinsjubiläum der Turner 'Fritz Gautzsch' hat sich durch sein Engagement für immer in die Vereinsgeschichte des Steeler Turnvereins eingeschrieben.
Am 10.und 11.Juni  1888 wurde dem Steeler Turnverein wieder die Ausrichtung eines Gaufestes übertragen, welches diesmal bei guter Witterung auf den Ruhrwiesen durchgeführt werden konnte. Auch finanziell nahm dieses Fest einen erfreulichen Verlauf. Mit dem Gewinn von 95 Mark war doch eine deutliche Verbesserung zu verzeichnen.

Ein zerfetztes, aber wertvolles Erinnerungsstück
Die Vereinsfahne des Turnvereins Steele, die zum 40 jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1903 geweiht wurde. Das Jahr 1891 war durch den Tod des Fritz Gautzsch  getrübt. Am 4. März 1891 verlor der Verein mit Fr. Gautzsch einen seiner verdienstvollsten Turnbrüder des Vereins. Zum 40jährigen Bestehen veranstaltete der Verein am 5. Januar 1903 eine große Festversammlung. Hier wurde das Ehrenmitglied Sanitätsrat Dr. Strauß zum Ehrenvorsitzenden und der Turnbruder P.W.A. Ostermann zum Ehrenmitglied ernannt. Am 15. März 1903 wurde die Damenabteilung des Steeler Turnvereins gegründet. 14 Turnerinnen bildeten die erste Damenriege, die unter Leitung der Lehrerin Luise Steinsick zwei Abende in der Woche turnte. Das 40. Jubiläum fand am 13' und 14' Juni im Hohenzollernsaal statt. Hier wurde auch die zweite Vereinsfahne geweiht, die durch Spenden finanziert wurde.

Seniorenturnen
Wiederholt war im Laufe der Jahre angeregt worden, eine Altersturnriege einzurichten. Nachdem der Verein diesen Wunsch nachgekommen war, gab es jedoch innerhalb der Riege immer wieder Schwierigkeiten, die erst durch 1909 übernommene Leitung durch Fritz Maus beseitigt  werden konnte, der es immer wieder verstand, die Senioren zusammenzuhalten und so ein geregeltes Seniorenturnen möglich machte. Seit Jahren schon veranstaltete der Verein im Anschluss an jede Jahreshauptversammlung eine Festversammlung. Beide Veranstaltungen wurden immer wieder durch große Teilnehmerzahlen zu erfolgreichen Vereinsveranstaltungen. Die 50. Gründungsfeier des Vereins war besonders zahlreich besucht. Neben vielen Ehrungen wurde der Turnbruder Fritz Schroer zum Ehrenmitglied ernannt. Dem Geheimen Sanitätsrat Dr. Strauß, der dem Verein die gesamten 50 Jahre angehörte, wurde die Jahnbüste überreicht.

Share

Zusätzliche Informationen