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„Wir investieren in unsere Zukunft!“ Manfred Kuhmichel im Interview mit lokalsportessen.de über die aktuelle Lage beim ETB

Aufbruchsstimmung beim ETB? Die Verpflichtung von Matthias Herget und Stefan Janssen als Sportlicher Leiter bzw. Trainer lassen eigentlich keinen anderen Schluss zu. Und doch scheint es nach dem Umbruch immer noch zu rumoren. "Kein Geld, keine Mannschaft, kein Konzept", hört man vereinzelt kritische Stimmen und fragt sich worauf sich diese Erkenntnisse stützen. Lokalsportessen.de-Redakteurin Kerstin Gohl sprach mit Manfred Kuhmichel, Vorstandsvorsitzender des ETB Schwarz-Weiß Essen Abt. Fußball e.V. um  nachzufragen, wie es um den ETB wirklich steht!

LS: Guten Tag, Herr Kuhmichel, wie geht es dem ETB?

MK:  Wenn Sie das Sportliche ansprechen, dann würde ich sagen, liegen wir voll im Soll! Unsere 1. Mannschaft hat bis auf den verpatzten Start eine hervorragende Runde gespielt. Unsere U15 steht in der Relegation zur Regionalliga und unsere anderen Nachwuchsmannschaften haben bis auf die U19 unsere Erwartungen weitgehend erfüllt.

LS:  Okay, das können wir alles an den Tabellenständen ablesen. Gemeint war mehr, was passiert derzeit beim ETB?

K: Es tut sich eine ganze Menge. Wir sind derzeit in guten Gesprächen.
Erst in dieser Woche haben wir einen neuen Partner gewonnen, der erstmals offizieller Sponsor des ETB werden wird und das dann gleich für zwei Jahre. In dieser Woche unterzeichnen wir einen Sponsor Vertrag mit einem Essener Konzern, der auch erstmals Sponsor beim ETB werden wird. Auch im Bereich mittelständische Unternehmen kommen Interessenten auf uns zu. Und natürlich bleiben auch unsere wichtigsten Sponsoren an Bord und unterstützen uns bei der Umsetzung unseres Konzepts „ETB 2020“.

LS: Von diesem Konzept wird in dieser Zeit relativ häufig gesprochen. Was steckt dahinter?

K: Kurz gesagt: „Wir investieren in unsere Zukunft!“  Die Verantwortlichen beim ETB haben vor 20 Monaten die Situation im Verein analysiert und ein Konzept erarbeitet, das dem Verein die sportliche Zukunft sichert.

LS: Nennen Sie doch bitte mal ein paar Inhalte!

K: Gern. Dazu gehört, dass wir generell die Ausbildungsqualität unserer Spieler verbessern wollen, indem wir in unsere Trainer investieren. Dazu gehört, dass wir bei der Entwicklung unserer Spieler ganz genau hinschauen müssen. Unsere Trainer setzen auf einen modernen technischen Fußball, der die ganze Mannschaft mitreißt. Dann wiegen auch die Verluste einzelner – und das ist beim Fußball nicht nur normal, sondern bei unterklassigen Vereinen auch eine Chance  – deutlich weniger. Das hebt das Niveau aller Spieler und echte Talente können sich noch besser entwickeln. Im Übrigen, der ETB stand immer schon für einen technisch anspruchsvollen Fußball und hat als Ausbildungsverein nach wie vor einen guten Ruf. Nur die wenigsten wissen, dass Spieler wie Oliver Bierhoff,  Jens Lehmann oder als aktuelles Beispiel Sascha Mölders beim ETB das Kicken gelernt haben. Ein ganz aktuelles Beispiel ist Marian Sarr, der jetzt bei Borussia Dortmund gelandet ist. Oder Paul Voß, der nun voraussichtlich zu Bayer Leverkusen wechselt. Der ETB ist also immer noch ein Sprungbrett für Talente, für uns als Fünftligist ist unser gutes Image als Ausbildungsverein ein echtes Pfund in den Sponsorgesprächen. Aber wir wollen natürlich auch selbst nach oben schauen!

LS: Ist die  Bundesliga so wie es in Ihrem Konzept steht realistisch?

K:  Für den Nachwuchsbereich schon. Bis zum Jahr 2020 wollen wir uns in den höchsten deutschen Spielklassen – Bundesliga bei U19 und U17 – und Regionalliga bei der U15 etablieren. Und das – auch das steht im Konzept – überwiegend mit Essener Jungs, weil wir die Identifikation mit dem Verein stärken wollen und vor allem auch müssen.

LS: Warum investieren Sie so stark in den Nachwuchs?

K: Weil der Nachwuchs die Zukunft des Vereins ist. Natürlich verknüpfen wir damit weitere Ziele. Eines davon ist der Aufstieg in die Regionalliga der 1. Mannschaft. Der ETB muss seinen eigenen Talenten natürlich auch eine Perspektive geben. Zuletzt ging es beim ETB – das müssen wir ja ganz selbstkritisch feststellen – die letzten 20 Jahre sportlich nur noch bergab.  Aber wir wollen nicht immer nur nach hinten schauen und in der Vergangenheit leben.  Im Übrigen angesichts unsere Gesamtetats sollte man vielleicht nicht sagen, dass wir „stark“, sondern, dass wir versuchen „clever“ in den Nachwuchs zu investieren.

LS: Jetzt wird aber mit Paul Voß wieder ein Eigengewächs den Verein verlassen.

K: Paul wechselt in die U23 des Championsleague-Teilnehmers Bayer Leverkusen. Wir haben diesem Wechsel zugestimmt, um unserem Talent nicht die Zukunft zu verbauen, obwohl Paul noch einen Vertrag bei uns hat. Mit dem vereinbarten Deal können aber alle beteiligten Seiten zufrieden sein. Der Spieler und beide Vereine.
Aber das ist es doch worüber wir sprechen, unsere Talentförderung zahlt sich für den Verein auch aus. Dass man so einen klasse Spieler wie Paul Voss mit den Mitteln des ETB nicht halten kann, ist doch auch logisch. Der Junge will nach oben, und noch können wir als Verein keine bessere Perspektive als Oberliga bieten. Und schauen Sie mal nach Dortmund, auch da kann man oder will man nicht jedes Talent halten. Wir freuen uns für Paul und wünschen ihm für seine Karriere nur das Beste.

LS: Der Führungsmannschaft wird auch vorgeworfen, dass der Verein kein Geld habe und daher auch keine gescheite Mannschaft mehr in der kommenden Saison vorweisen kann.

K: Wie Sie wissen hat der Verein in einer gemeinschaftlichen Solidaranstrengung mit Hilfe seiner Freunde, Partner und Sponsoren die Insolvenz erfolgreich abwenden können. Wir dürfen uns nicht vom Wunsch nach Investitionen in teure Spieler treiben lassen. Abgesehen davon, würde eine solche Vorgehensweise  möglicherweise auch vor allem die jungen Spieler verunsichern. Und das völlig ohne Not, denn ich kann an dieser Stelle nur betonen, dass der ETB auch in der nächsten Spielzeit über die nötigen Mittel verfügen wird, um an seinem Programm festzuhalten. Wir müssen aufhören, kurzfristig zu denken, sondern stattdessen klug die Zukunft planen. Daher haben wir uns ja auch mit einem neuen sportlichen Leiter, dem 39-fachen Nationalspieler Matthias Herget verstärkt.

LS:  Aber belastet ein Mann wie Herget den Etat des ETB nicht zu stark?

K:  Nein absolut nicht. Matthias Herget hat bei seiner Antrittspressekonferenz auf genau diese Frage klipp-und-klar geantwortet „Konzept schlägt Kohle!“. Und die meisten Pressekollegen haben das auch exakt so richtig wiedergegeben.  Dahinter steht, dass Matthias Herget unser Konzept für umsetzbar hält und ihn diese Aufgabe natürlich auch reizt. Das gleiche gilt für den neuen Trainer Stefan Janssen, der dem eigenen bekunden nach „voll Bock auf den ETB“ hat.
Genau diese positive Denkweise und Tatkraft sind am Uhlenkrug gefragt, schließlich geht es darum, einen Deutschen Pokalsieger zurück auf die Erfolgsspur zu bringen.

LS: Wo wollen Sie denn mal hin mit dem ETB?

K: Naja, eine Glaskugel haben wir alle nicht. Und im Fußball ist nicht der Himmel das Limit, sondern immer auch das Budget. Aber wenn das „Team ETB“ und damit meine ich Spieler, Trainer und die verantwortlichen Vorstände so weiter arbeiten,  dann werden wir auch weitere neue Partner erschließen, die sich hinter das Konzept „ETB 2020“ stellen werden. Der ETB ist mit seiner Tradition eine echte Perle im deutschen Fußball, die es nun sorgfältig und nachhaltig zu entstauben gilt. Aber ganz konkret: Regionalliga ist mittelfristig das erklärte Ziel für die 1. Mannschaft und unseren Nachwuchs wollen wir in die Bundesliga bzw. Regionalliga bringen.
Dann sehen weiter!

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